Herzog (2)

Wie schon so oft bin ich erneut mit Widerwillen beeindruckt von Werner Herzog.
Er ist mit Sicherheit einer der prägendsten und originärsten Filmemacher unserer Zeit, und sein Werk erschlägt einen schier mit genialen Momenten. Gerade seine Dokus sind immer sehenswert, seine selbstgesprochenen Filmtexte ziehen mich -trotz oder gerade wegen Herzogs monotonen Singsangs- immer wieder in den Bann.

Ich habe vor Jahren einmal seine Kinski-Doku „Mein liebster Feind“ im Münchner Filmmuseum gesehen. Anschliessend stand Herzog -unangekündigt- im Saal, erzählte, dass er auf der Fahrt von Italien nach Norddeutschland erfahren hätte, dass sein Film gezeigt würde und hier stehe er nun, falls jemand Fragen hätte…
Es entstand eine -im Gegensatz zu Festivals o.ä. wo das oft recht peinlich wird- sehr fruchtbare Diskussion, die um so intensiver wirkte, weil man zuvor 2 Stunden lang dieser Stimme gefolgt war, und einem nun die gleiche Stimme Fragen beantwortete. (Auf jeden Fall eines meiner nachhaltigsten Kino-Erlebnisse)

Damals fand ich aber auch schnell bestätigt, was ich zuvor immer nur vermutet hatte, nämlich dass Herzog in seiner Arbeit ein teilweise rücksichtslos agierender Egomane ist, der Menschen benutzt, manipuliert und für seine Zwecke gegebenenfalls auch missbraucht. Gleichzeitig empfinde ich ihn aber auch als sehr sanft und menschlich, weise und beinahe gütig.

Jetzt bin ich auf ein Video gestossen, das diesen Zwiespalt, dieses ambivalente Gefühl, das ich Herzog gegenüber empfinde so gut vermittelt, wie nichts anderes. Als ich es zum ersten Mal sah, hab ich meine Klappe erstmal nicht mehr zu bekommen.

Nach erstem bewunderndem Staunen stört mich dann beim zweiten Mal Schauen dieses Kokettieren mit echter Lebensgefahr, das sich fast wie ein roter Faden durch sein Werk zieht.

In Frerks FOLGE Blog findet sich auch ein späteres Interview, das Henry Rollins zum oben dargestellten Vorfall mit Herzog geführt hat.